Freitag, 4. Juli 2014

Kaffeegenuss - mit oder ohne Zucker?

Kürzlich hatten wir die einmalige Gelegenheit den lieben Gott und den Teufel bei einem ernsten Gespräch zu belauschen. Der Teufel war beim lieben Gott im Paradies - also irgendwo in der Schweiz - zu Besuch. Gemütlich sassen sie in diesen modernen, geflochtenen Lounge-Sesseln irgendwo am Ufer eines Sees. Das Wasser glitzerte im Sonnenlicht und ringsum wurde der stahlblaue Himmel nur von Bergketten begrenzt. In der Ferne winkte die Königin der Berge und leise schwappte der See an die unter ihnen liegende Steinmauer. Ein Kastanienbaum spendete der gemütlichen Ecke Schatten und so genossen die zwei erstmal wortlos die schöne Aussicht. Der Teufel hatte eines dieser schrecklichen Energygetränke in der Dose vor sich,


der liebe Gott, der ein bisschen wie Pfarrer Sieber aussah, einen luftig leichten, himmlischen Cappuccino aus dem immer wieder weisse Milchschaumwölkchen davonsegelten die sich in Luft auflösten. "Nun, mein lieber Freund" fragte der liebe Gott mit seiner warmen, wohlwollenden Stimme "was führt dich heute zu mir?"

Verlegen wand der Teufel seine Finger. Er fühlte sich nie recht wohl im Paradies. "Ich bin es leid, mit all diesen höllisch starken Energydrinks kann ich einfach nicht mehr schlafen" Und tatsächlich, der Teufel sah schrecklich aus mit seinen untertassengrossen Ringen unter den Augen.

"Trink doch Gin" schlug Gott vor, dem die Wirkung von Alkohol wohl bekannt war.

"Klar, ich könnte auch faden Grüntee trinken aber es ist das Koffein, das meine Energie weckt ..."

"Wozu brauchst du denn soviel Energie" fragte Gott besorgt?

"Ich möchte Böses tun, ich möchte verführen, ich möchte die Menschen abhängig machen, sie ihrer Freiheit berauben, sie"

"Wozu?" unterbrach Gott den Teufel, der es gar nicht mochte, wenn man ihn unterbrach.

"Ich möchte die Welt beherrschen" liess dieser mit schneidender Stimme verlauten "sie nach meinem Gutdünken formen, mein Ideal realisieren" Seine Augen begannen rot zu glühen. "Ich möchte, dass keiner mehr selber denkt, dass sie MIR hörig sind"

"Und wenn Du einfach mit dem Koffein aufhören würdest?" unterbrach Gott ihn schon wieder, der diese theatralischen Auftritte schon zur Genüge kannte.

"Dann hätte ich keine Energie mehr" seufzte der Teufel nun "dann wäre ich wie ein alter Sekundarlehrer der Chai-Latte trinkt. Übrigens, kannst du mir bitte noch einen Hell besorgen? Ich fühle mich ein bisschen schwach auf der Brust. Möchtest Du keinen?"

"Nein, danke, ich geniesse lieber die Kraft und die Eleganz, die subtilen Aromen wie sie die Natur den Menschen schenkt. Ich mag all das Künstliche, Oberflächliche, Schnelle nicht so."

"Aber das ist doch todlangweilig wie die Spanische Fussballmannschaft, da schläft man ja ein. Woher nimmst DU dann deine Energie?"

Diese Frage schien Gott zu überraschen. "Aus dem Schönen das mich umgibt" anwortete er nach kurzem Überlegen "aus der Freude zu sehen, dass der Mensch fähig ist selber zu denken, dass er es schafft, einen so himmlischen Kaffee aus der Natur zu ziehen ohne diese dabei zu zerstören." Genüsslich nippte er an seinem Cappuccino der nun schon fast fertig war.

"Bla, bla, bla, schönes Marketinggeschwätz, das was zählt, ist die Menschen abhängig zu machen, dass sie immer mehr möchten, immer schneller, dass sie Angst bekommen vor der Freiheit und Geld ihnen wie der sicherste Hafen erscheint. Money makes the world go round, virtuelle Welten kreieren in denen sie sich verlieren, Sex, Drugs and Rock'nRoll, das ist das wahre Leben. Fussballspiele, Starakademien, Luxusgüter die Massenware werden, Nespresso, und und und." Der Teufel hatte sich in Rage geredet.

Nachdenklich schaute Gott auf den glitzernden See. Er blieb eine Weile stumm bis der Teufel nervös mit dem Fuss zu wippen anfing. "Was willst Du eigentlich genau von mir?" fragte er deshalb.

"Ich will, dass wir teilen, Dir das Paradies, mir die Welt."

Etwas überrascht zog Gott eine Augenbraue hoch. Doch seine Augen strahlten gleich wieder voller Güte. "Mein lieber Belzebub" hob er an "Du weisst, dass das nicht geht. Aber ich komme Dir entgegen. Ich gebe Dir die Herrschaft über die Welt des Kaffees, das ist Deine Energie."


Und so kam es, dass der Teufel die Herrschaft über die Welt des Kaffees nahm. Kaffee wurde vom Luxusgut zur Massenware. Der Teufel erfand Kaffeesucht, Krankheiten und kalten Kaffee, Kaffee wie Sockenwasser und auch das Honigwasser erfand er. Und wie so oft steckte der Teufel auch im Detail: Was tun, wenn man ehrlichen, guten, sauberen und fairen Kaffee trinken wollte? Normale Industrieware war weder ehrlich, noch gut, noch sauber noch fair. Biokaffee war sauber aber nicht immer gut. Fairer Kaffee war ehrlich aber nicht immer sauber. Fairer Biokaffee wäre eine elegante Lösunge gewesen aber eben, das teuflische Detail, das Honigwasser heisst ... Gott sei Dank (!), hatte Gott sich eine kleine Parzelle ausbedungen, über die der Teufel nicht herrschen sollte, eine kleines Stück Regenwald in Äthiopien. Lachend hatte der Teufel zugestimmt, was sollte er schon mit dem bisschen Urwald machen ... So kommt es, dass der einzige ehrliche, gute, saubere und faire Kaffee heute aus Kaffa kommt, dem kleinen Flecken Paradies in der Kaffeewelt.


Und damit der Teufel nicht ganz alleine die restliche Kaffeewelt beherrschen sollte erfand Gott den Zucker. Und deshalb gehört in jede himmlische Tasse Kaffee ein kleines bisschen Zucker.


So weit die Geschichte. In Wahrheit aber empfehlen wir den Kaffee, besonders den höllisch heissen und teuflisch schwarzen Wildkaffee-Espresso, ohne Zucker zu geniessen. Oder würden Sie einem Glas Wein ein Stück Zucker hinzufügen um seinen Geschmack zu testen?

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