Donnerstag, 5. März 2015

Mystisches aus dem Kaffaland


Nebelschwaden hängen über den Hügelketten des Kaffa Bergregenwaldes, die Sonne steht als leuchtender Ball am Horizont, mächtige Wolkengebilde wälzen sich in der Abendstimmung, dann bricht, schneller als erwartet, die Nacht über Bonga ein. Das ist mein Glücksmoment, an meinem Lieblingsplätzchen, auf der Veranda das KDA Guesthouses in Bonga.


Es ist der 12. Februar und ich bin, zusammen mit meinen Reisebegleitern, am Vortag von Addis Abeba nach einer 10-stündigen Autofahrt in Bonga, der Hauptstadt der Provinz Kaffa, angekommen. Bereits haben wir den ersten eindrücklichen Tag in der Urheimat des Coffea Arabica verbracht und die Kaffeebauern von Kuti besucht. Über einen Trampelpfad führen sie uns in den nahen Bergregenwald und zeigen uns ihren ganzen Stolz. Unzählige wilde Kaffeesträucher im dichten Unterholz des Regenwaldes, überdacht von Baumriesen wie Birbera, Buto oder Milittia wie die Bäume in der Kaffiña-Sprache heissen. Wir drängen immer weiter in den Wald, der Pfad wird schmäler und schmäler und bald ist, für uns ungeübte Waldgänger, fast kein Durchkommen mehr. In der Core-Area, dem Herzstück des Kaffa Biosphären-Reservates ist der Regenwald so dicht, dass man sich zwischen unzähligen Ästen, Gestäude und Schlingen durchkämpfen muss. Dieser Teil des Regenwaldes ist die eigentliche Schutzzone, nur die Kaffeebauern dürfen sie zum Sammeln von Wildkaffee betreten.


Die Nächte brechen früh ein in Bonga, dafür entschädigt ein einmaliges Sternenmeer am afrikanischen Nachthimmel und eine schier unglaubliche Ruhe, die nur durch die Rufe und das gelegentliche Gezanke einiger Affen gestört wird…. Wäre da nicht allnächtlich, zumindest an Fasten-, Feier- und Sonntagen (eines davon trifft fast immer zu), ab 2 Uhr früh bis in die späten Morgenstunden der über Lautsprecher übertragene Singsang des Priesters von der nahen orthodoxen Kirche, der einem den Schlaf raubt!

Eine kurvenreiche Strasse, beidseitig von weitem Regenwald gesäumt, vorbei an den in der Morgensonne glänzenden Teefeldern von Wushwush gelangen wir nach Yeyibito. Unter einem riesigen, uralten Aningeriabaum werden wir von Kooperativen-Mitgliedern herzlich empfangen. Der Baum sei schon gross und alt gewesen, als er noch ein Kind war und auch als sein Vater und sein Grossvater noch klein waren, wäre der Baum schon da gestanden, erzählt uns ein alter Mann.


Der Weg in die Kaffeewälder von Yeyibito führt vorerst über Felder und Wiesen, die nach der langen Trockenzeit karge und dürr sind und kaum noch Nahrung für die Tiere liefern. Um das Wasser der kommenden Regenzeit aufzufangen, haben die Bauern auf den Feldern Gräben ausgehoben. So kann die neue Saat besser spriessen und die Felder werden vor Erosion geschützt.

Yeyibito hat etwas mystisches, nicht nur der uralte Baum auf dem Dorfplatz umrandet von einfachen Hütten, auch der Regenwald mit den dicht mit Moos bewachsenen Kaffeesträuchern wirkt wie aus einer anderen Welt, fast meint man Nymphen und Feen in dem von vielem Grün geprägten Blätterwerk zu entdecken. Dass hier ein einzigartiger Kaffee gedeiht, daran lässt sich nicht zweifeln.


Vom Ertrag seiner 1.5ha Regenwald, den er zum Kaffeesammeln nutzen darf, kann Haile Tadesse all seine Ausgaben während eines Jahres bestreiten und noch etwas für Anschaffungen beiseite legen. Die 6-köpfige Familie besitzt seit kurzem ein neues Haus mit Blechdach und zwei Zimmern, für unsere Verhältnisse immer noch kärglich - ohne Wasser, Strom und einem Lehmboden auf dem ein paar wenige einfache Holzmöbel stehen. 10 Bienenstöcke mit Wildbienenvölkern, 4 Rinder sowie ein Ochse sind ebenfalls ihr Besitz.

 
Haile Tadesse und seine Familie sind stolz auf das, was sie erreicht haben, und auch dankbar für das, was die Natur ihnen schenkt. Den Wald als Naturschatz für seine Kinder und Kindeskinder zu erhalten, ist für Haile Tadesse, wie auch für die vielen anderen Kaffeebauern von Kaffa zur Lebensaufgabe geworden.



Zurück auf der Veranda des KDA Guesthouses in Bonga denke ich lange über seine Worte nach. Wieder steht die Sonne tief am Horizont, doch heute beherrschen dunkle Gewitterwolken die Abendstimmung, dumpfes Donnergerolle ertönt über den bewaldeten Hügelketten, und dann fallen, kurz bevor die Nacht einbricht, die ersten, schweren Regentropfen. Die Trockenzeit ist vorbei und der Kreislauf der Natur nimmt von neuem seinen Lauf.


Lassen auch Sie sich verzaubern von der Natur, die langsam erwacht, den ersten Schneeglöckchen, die zaghaft aus dem noch kalten Winterboden spriessen. Setzen Sie sich in die warme Frühlingssonne an ihren Lieblingsplatz auf der Veranda oder im Garten und finden Sie ihren Glücksmoment, abseits von Hektik, Lärm und Alltagssorgen. Eine Tasse Kaffa Wildkaffee gehört zum perfekten Glücksmoment natürlich auch dazu. Damit verwöhnen Sie nicht nur Ihren Gaumen sondern helfen Haile Tadesse und vielen weiteren Wildkaffee-Bauern in Kaffa, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

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