Mittwoch, 16. Dezember 2015

Ein Kaffee-Weihnachtsmenu ganz slow

Bei gewissen Dingen lässt sich die Menschheit leicht in zwei Spezies teilen. In der Liebe zum Beispiel gibt es Menschen, die sind eher der Katzentyp und solche, die sind eher der Hundetyp. Und da Hund und Katz' sich ja eher selten gut vertragen ist es ein Leichtes, gleich zu Anfang einer Beziehung rauszufinden, ob diese Zukunft hat oder nicht ... Und beim Weihnachtsessen ist es ähnlich, da gibt es die Traditionalisten, die seit "das haben wir immer schon so gemacht" genau das Gleiche essen, weil da kann nichts schief gehen, alle haben es gerne, man muss nicht gross kochen ... Sie wissen von was wir reden? Fondue Chinoise, zum Beispiel. Und da gibt es die Nonkonformisten, die, die (manchmal grosse) Risiken eingehen, Neues ausprobieren und nicht nur bei den Geschenken überraschen wollen sondern eben auch beim wichtigsten Essen des Jahres, dem Weihnachtsessen. Für Zweitere haben wir ein spezielles Kaffee-Weihnachtsmenu kreiert. Und ob eher Hunde- oder Katzentyp, Traditionalist oder eher Nonkonformist ist eigentlich egal, Hauptsache es schmeckt.


Was wir an Weihnachten am wenigsten brauchen ist Stress. Unser Menu ist deshalb ganz slow. Und unser Menu ist ein simpler Drei-Gänger. Wir essen in den Weihnachtstagen generell meist schon viel zu viel, wir halten uns deshalb an das Sprichwort das sagt, dass in der Einfachheit der wahre Luxus liegt.
Das Dessert bereiten Sie am besten schon am Vortag zu. Mit dem Fleisch des Hauptganges beginnen Sie sechs Stunden bevor Sie die Vorspeise auftischen. So haben Sie gemütlich Zeit, sich um die Beilagen und die Vorspeise zu kümmern. Der Einfachheit halber präsentieren wir die Herstellung des Menus in Form eines Countdowns. So, genug geredet, hier das Menu und nun ab, an die Arbeit.


X* minus 1 Tag

Am Tag vor dem grossen Essen machen Sie die Kaffee-Mousse. Dazu machen Sie erstmal einen Kaffee-Sirup:

200 Gramm Filterkaffee
5 dl Wasser
175 Gramm Zucker

Kaffee mit dem Wasser aufkochen und 15 Minuten leicht köcheln lassen. Kaffee mit einem Papierfilter filtern und die Flüssigkeit mit dem Zucker aufkochen und nochmal 10 Minuten köcheln lassen. Den Sirup in eine heiss ausgespülte Flasche geben und verschliessen. Achtung, sehr koffeinhaltig!

2 Blätter weisse Gelatine

150 g weisse Couverture
4 Eigelb
3 El hausgemachter Kaffeesirup
3 Tl Instant-Espressopulver 
2 El Rum 
250 ml Schlagrahm

Gelatine in kaltem Wasser 10 Minuten einweichen. Couverture grob hacken und in einer Schüssel im warmen Wasserbad schmelzen lassen. Eigelb, Kaffeesirup und Espressopulver in einer Schüssel im heissen Wasserbad mit den Quirlen des Handrührers 3-4 Minuten cremig-dicklich schlagen, rasch die Couverture unterrühren.

Rum in einem Topf leicht erwärmen, Gelatine ausdrücken, darin auflösen, vorsichtig unter die Creme rühren und 20 Minuten kalt stellen. Schlagrahm steif schlagen, mit einem Teigschaber vorsichtig unter die Creme heben, in 4 Gläser geben und mindestens 6 Stunden, besser über Nacht, kalt stellen.


X* minus 6 Stunden

5 dl heisser, frisch gebrühter Kaffee
5 EL Salz
2 TL schwarze Pfefferkörner
3 Sternanis
1 TL Nelken
2 saftige Orangen, halbiert
250 Gramm Eis
1 Poulet

Salz, Pfeffer, Sternanis und Nelken in einem Mörser grob zerstossen und in eine Schüssel geben, das duftet wunderbar weihnachtlich. Die Orangenhälften dazu pressen und die ausgpressten Hälften dazu geben. Den heissen Kaffee darüber giessen, umrühren, zudecken und für zehn Minuten ziehen lassen.

In der Zwischenzeit das Poulet in einen gut schliessenden, nicht zu grossen Topf geben. Das Eis in eine Schüssel geben, die Marinade darüber giessen und rühren bis das Eis schmilzt. Alles über das Poulet giessen, den Deckel auf den Topf und drei Stunden bei Raumtemperatur marinieren lassen. Jetzt haben Sie 3 Stunden Ruhe, um entweder den Tisch schön zu decken, die letzten Geschenke einzupacken, spazieren zu gehen oder in der Küche ein Glas Wein zu geniessen und mit der Familie plaudern.

X* minus 2 Stunden 45 Minuten

Luft holen, Kochschürze anziehen, jetzt wirds ernst, aber ohne Stress. Das Poulet aus der Marinade heben und mit Küchenpapier trocken tupfen. Den Topf leeren, ausspülen und kurz abtrocknen. Das Poulet wieder hineinlegen, Deckel drauf und für eine Stunde in den Kühlschrank. Oder vors Küchenfenster, dort hat es vermutlich mehr Platz.

500 Gramm Rosenkohl

Den Rosenkohl putzen, die Strunke herausschneiden und die Blätter auseinander zupfen. So eine Arbeit machen wir exklusiv an Weihnachten. In viel Salzwasser knapp weich kochen und kalt abspülen. Beiseite stellen.

X* minus 2 Stunden

6 mittelgrosse Zwiebeln
2 Zweige getrockneten Thymian
1 TL Salz
1/2 TL frisch gemahlener Pfeffer
2 EL Butter

Die Zwiebeln schälen, halbieren und in dünne Scheiben schneiden. In einem schweren Topf zusammen mit Butter, Pfeffer, Salz und Thymian rund etwa 45 Minuten goldig schwitzen.

X* minus 1 Stunde 45 Minuten

2 1/2 EL brauner Zucker
1 1/2 EL frische Butter
5 dl Vollmilch

Den Ofen auf 185° C vorheizen. Das Poulet aus dem Topf nehmen und rundum mit braunem Zucker einreiben. Die Butter im Topf schmelzen und das Poulet von allen Seiten anbraten. Die Milch dazu geben, Deckel drauf und das ganze für 1 Stunde in den Ofen.

X* minus 1 Stunde 30 Minuten

4 Blutorangen
20 Gramm Honig
1 TL Pistazienkerne
1 TL Kaffeebohnen

Die Orangen filetieren und beiseite stellen. 1 dl Saft auf den Häuten pressen und mit dem Honig zusammen sirupartig einkochen. Den Sirup abkühlen und Filets darunterheben. In einer Bratpfanne die Pistazienkerne mit den Kaffeebohnen ohne Fett kurz rösten und in einem Mörser fein zerstossen.




X* minus 1 Stunde

2,5 dl helles, braunes Ale (z.B. Newcastle)

Das Bier zu den Zwiebeln geben und langsam verdunsten lassen. Brühen Sie 9 dl frischen Kaffee, den brauchen Sie im übernächsten Schritt.

X* minus 45 Minuten

5 dl Apfelsaft
400 Gramm mehlige Kartoffeln
1 Knoblauchzehe
etwas Butter

Den Apfelsaft zu den Zwiebeln geben und etwa 10 Minuten köcheln lassen. Eine Gratinform mit Knoblauch ausreiben und buttern. Die Kartoffeln schälen, in dünne Scheiben schneiden und in die Gratinform geben.

X* minus 35 Minuten

9 dl frisch gebrühter äthiopischer Wildkaffee
1 EL Pilzpulver (Bouillon geht auch)
1 Lorbeerblatt
10 Gramm Kaffeebohnen
1 dl Vollrahm
1 dl Milch
Salz, Pfeffer, Muskatnuss

Den Kaffee zusammen mit dem Pilzpulver und dem Lorbeerblatt zu den Zwiebeln geben und für weitere 20 Minuten köcheln lassen. Die Kaffeebohnen im Mörser zerstossen und zusammen mit dem Rahm und der Milch in einem Topf erhitzen, nach Belieben Salz, Pfeffer und Muskatnuss beifügen und 5 Minuten ziehen lassen.

X* minus 25 Minuten

Reibkäse und Butterflocken
4 grosse (oder 8 kleine) Baguettescheiben
4 grosse Scheiben Gruyère d'alpage

Sie sind immer noch die Ruhe selbst. Sie sieben die Milch und giessen diese in die Gratinform, darüber geben Sie Reibkäse und ein paar Butterflocken. Anschliessend kommt die Form in den Ofen, am besten unter den Poulettopf. Den Ofen von Ober- und Unterhitze auf Umluft umstellen. Vom Poulettopf nehmen Sie den Deckel weg. Die Baguettescheiben toasten Sie und belegen sie dann mit dem Käse. Die Brot-Käse-Scheiben geben Sie auf ein Blech.

X* minus 5 Minuten

Den Ofen stellen Sie auf Grill und legen das Blech mit den Brot-Käse-Scheiben auf den offenen Poulettopf. Geben Sie die Suppe in die mit heissem Wasser vorgewärmten Suppenteller. Holen Sie die Brot-Käse-Scheiben aus dem Ofen und vergessen Sie nicht, diesen wieder normal auf Umluft umzustellen.

*X SERVICE! Das Weihnachtsessen kann beginnen. En Guete!

Kaffee-Zwiebelsuppe

X plus 15 Minuten

1 Orange
2 EL frische Butter

Das Poulet aus dem Ofen nehmen. Vorsichtig das Poulet aus dem Topf heben und das wunderbar zarte Fleisch von den Knochen lösen. Die Fleischstücke wieder zurück in den sicher noch heissen Topf mit der Sauce geben. Bitten Sie jemanden um Hilfe denn in einer Pfanne muss der Saft und die abgeriebene Schale einer Orange mit der Butter erwärmt werden. Die Rosenkohlblätter darin drehen, salzen und leicht pfeffern. Das Poulet zusammen mit dem Kaffee-Kartoffelgratin und den Rosenkohlblättern auf einem Teller anrichten und voilà, der Hauptgang ist bereit.

Frühstückspoulet mit Kaffee-Kartoffelgratin

X plus wann Sie Lust haben

Die Orangenfilets mit ein wenig Sirup auf die Kaffeemousse geben und mit Pistazien-Kaffee-Krokant bestreuen. Und fertig ist das Dessert. Fehlt nur noch der Kaffee ...

Kaffee-Mousse mit Blutorangen

Vielleicht möchten Sie aber nun gerne noch wissen, warum das Poulet "Frühstückspoulet" heisst. Das kommt daher, dass man dafür drei Zutaten braucht, die typisch für ein Frühstück sind: Kaffee, Milch und Orangensaft. Für die Rezepte haben wir uns aus verschiedenen Quellen inspirieren lassen. Der Vorgang und die Hauptspeise vom amerikanischen Foodblog Food52. Die Zwiebelsuppe ist ohne das Käse-Brot etwas bitter, der Käse hebt diese etwas auf, bei Bedarf streuen Sie doch einfach noch etwas zusätzlichen Käse über die Suppe, so wie man das auch in Frankreich macht. Käse und Kaffee sind übrigens eine unglaubliche Kombination, da kommen wir im Januar nochmals darauf zurück.
Das Frühstückspoulet ist unglaublich zart und schmackhaft, um es noch weihnachtlicher zu machen, könnten Sie das Rezept auch mit einem Kapaun machen, denken wir, die Mengen müssten einfach entsprechend angepasst werden. Das Rezept des Kaffee-Kartoffelgratins stammt von unseren Kollegen von Turmkaffee. Man könnte dies (und das Gemüse) auch durch einen Kardy-Gratin ersetzen, optisch fehlt dann allerdings was kräftiges auf dem Teller. Das Gemüserezept kommt aus dem famosen, leider vergriffenen Buch von Peter Brunner "zart und deftig" der in Zürich Kaiser's Reblaube führte. Die Kaffee-Mousse haben wir auf der essen&trinken-Website gefunden und wir können uns gut vorstellen, dieses Rezept auch mit Agar Agar anstelle von Gelatine zu machen. Die Tischdekoration haben wir im grössten Schweizer Gartencenter, bei Schilliger in Gland fotografiert, wo wir auch das Geschirr gekauft haben.

Lassen Sie sich inspirieren! Was auch immer Sie an Weihnachten kochen und essen, sei es Fondue Chinoise (der Bund hat gestern übrigens eine Information publiziert, wie man dieses gefahrlos essen kann ...), Rollschinkli, ein Kaffee-Menu oder sonst was ganz verrücktes, machen Sie es mit viel Liebe.

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