Es war einmal, vor langer langer Zeit, da fiel eine überreife Kaffeekirsche auf den Boden. Sie hatte das Glück weder im Magen des Ankoberhänflings, des Mantelaffen oder eines Anubispavian zu landen. Sie bettete sich weich im warmen Laub und wurde von einer zufällig vorbeiziehenden Löwentatze sanft in das Erdreich gedrückt. Die Nacht kam und mit ihr ein saftiger Gewitterregen. Das süsse Fruchtfleisch wurde von allerlei Käfern, Ameisen und Würmern abgeknabbert und zurück blieben zwei Bohnen. Um es kurz zu machen, aus einer - nennen wir sie Maraki, was so viel wie "voller Charme" heisst - wuchs ein wunderschöner, grosser Kaffeebaum. Im Frühling 2014 stand er zum dreissigsten Mal in voller Blüte. Zahlreiche wilde Bienen besuchten die duftenden Blütendolden und befruchteten sie. Und so kam an einem milden Märztag James Bean auf die Welt. Der kleine James entwickelte sich prächtig und die Regenzeit tat das ihre dazu. Im Oktober liess der Regen dann langsam nach und James' Behausung fing an, sich rot zu verfärben. Ab und zu kamen ein paar junge Männer aus dem Dorf und pflückten die bereits reifen Beeren von den Zweigen. Und eines sonnigen Tages Anfang November war auch James' Kirsche genug reif, um von flinken Fingern abgezupft zu werden. Zusammen mit einer Handvoll anderer Kirschen landete er im Strohkorb. Und hier fängt die wunderbare Reise des James Bean an.
Dunkel bleibt es aber für James Bean denn die getrockneten Kirschen werden wieder in Säcke verpackt und mit dem Esel in Sammelstelle der Kooperative, eine Wellblechhalle, gebracht. Dort werden die Säcke in eine einfache Rüttlermaschine geleert welche James Bean grob von seiner Hülle befreit. In der Halle schwebt eine Wolke auf feinem Staub und von etwas weiter her hört James Frauen lachen und singen. Dort möchte ich gerne hin denkt er und schwupps, wird er unter das Vordach der Halle verfrachtet wo dutzende Arbeiterinnen die Bohnen säubern und anschliessend jede Bohne einzeln verlesen, denn nur perfekt ausgereifte, unbeschädigte Exemplare sind für den Export tauglich. James Bean übersteht die kritische Kontrolle und gelangt, zusammen mit 119'999 anderen Bohnen in einen grossen Jutesack. Gespannt wartet er dort wie es weitergeht.
Hier endlich konnte James wieder frische Luft schnappen. Und was für Luft! Frische, Schweizer Alpenluft, mit einem Hauch von Frühling, denn es war nun bereits Ende März 2015. Aber die Freude war nur von kurzer Dauer denn James Bean wurde in eine dunkle, heisse Maschine geworfen. Trommelröster hiess das Ding. Dort wurde ihm schön warm und langsam begann er sich wohlzufühlen. Er wurde braun und fing an, herrlich nach Karamell und Röstaromen zu duften. Immer wieder wurde nach ihm geschaut ob auch alles in Ordnung sei. James Dean blähte sich ein wenig auf vor Eitelkeit und nach knapp 18 Minuten war dann ein lauter Krack zu hören. Jetzt hatte James genug und wollte raus. Er klopfte an die Tür und dienstbeflissen wie wir Schweizer sind öffnete der Röster die Tür und kühlte ihn sofort mit frischer Bündner Bergluft. James Bean fühlte sich pudelwohl und an das Leben als Fotomodell auf einer edler Tischdecke hätte er sich gut gewöhnen können. Schlussendlich landete aber auch er in einem Aromabeutel, wurde in einem Karton verpackt und mit dem Lastwagen in ein Postverteilzentrum gebracht. Von dort ging die Fahrt weiter mit dem gelben Auto des Pöstlers bis er in einem Briefkasten landete. "Mami" hörte er plötzlich schreien "Poscht isch da. Was isch da inne? Vo wem isch es? Darf ichs ufmache? Hmmmmmm, Kafi, de schmöckt immer so fein." Liebevoll öffnete Mami Maraki das Paket Kaffee, zog den umwerfenden Duft in die Nase und blinzelte James Bean zu: "Nun kommt dein ganz grosser Auftritt"...
Und so verführte James Bean Maraki Hugentobler und liess ihr Herz für einen kurzen Augenblick der Ewigkeit höher schlagen.
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