Dienstag, 22. März 2016

140 Liter Wasser für eine Tasse Kaffee? Nicht mit uns ...

Kaffee ist, nach Erdöl, das zweitmeist gehandelte Produkt auf dem Weltmarkt und in Dollar gemessen das wichtigste landwirtschaftliche Handelsprodukt überhaupt. Kaffee verknüpft die Welt in einem dichten Netz aus ökonomischen, kulturellen und politischen Verbindungen. Die bescheidene Kaffeebohne, welche im 16. Jahrhundert vom damaligen Königreich Kaffa aus ihren Siegeszug über den Mittleren Osten in die ganze Welt antrat, wird heute in über 50 Ländern angebaut.

Auf der ganzen Welt braucht es für einen Kaffee Pulver und Wasser, in der Regel etwas mehr als einen Deziliter. Denkt man. Das Water Footprint Network hat errechnet, das es im Durchschnitt für eine Tasse Kaffee rund 140 Liter Wasser braucht.


Das ist viel. Wie kommt das? Wieviel Wasser braucht es denn, um den Kaffee zu produzieren? Wir haben uns auf die Suche gemacht und dabei folgendes herausgefunden.

Zuersteinmal, was ist überhaupt ein Wasser-Fussabdruck? Der Wasser-Fussabdruck wird definiert durch das Gesamtvolumen an Frischwasser das es braucht, um ein Produkt auf den Markt zu bringen.

Wasserverbrauch für Kaffee-ANBAU +
Wasserverbrauch für Kaffee-VERARBEITUNG =
Wasser-Fussabdruck für Kaffee

Beim Wasser-Fussabdruck für Kaffee gibt es zwei grosse Problemzonen:

1. Der Anbau

Der grösste Teil der 140 Liter wird beim Anbau verbraucht. Kaffee wächst im sogenannten Kaffeegürtel, den subtropischen Regionen in denen auch der Regenwald zu Hause ist. Der Kaffeebaum braucht also nebst hoher Luftfeuchtigkeit auch viel Wasser, um zu gedeihen. Fast 100% des konsumierten Kaffees wird in Plantagen angebaut. Und je mehr Kaffee konsumiert wird je mehr Regenwald wird gefällt, um die Plantagen zu vergrössern. Dies hat Einwirkungen auf das Weltklima. Zudem gelangen Spritz- und Düngemittel ins Grundwasser und in die Flüsse und werden so zu einer Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung. Die Rainforest Alliance setzt sich mit ihrem einfallsreichen Label "shade grown" dafür ein, dass Bäume gepflanzt werden, der Boden somit vor der Erosion und das Trinkwasser geschützt werden kann. Dieses grüne Deckmäntelchen ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Anbau von Kaffee nicht sehr umweltverträglich ist.

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2. Die Verarbeitungstechnik

Nur ein sehr geringer Teil der 140 Liter wird für die Verarbeitung des Kaffees verwendet. Dieser kleine Teil, das Kaffee-Abwasser, hat es aber in sich. Die Verarbeitung unterteilt man grob in 3 Möglichkeiten:

a) Trocken
Bei der Trockenverarbeitung werden die Kaffeekirschen während gut drei Wochen draussen an der Sonne getrocknet. Die Kaffeebohne nimmt in dieser Zeit Inhaltsstoffe aus dem Fruchtfleisch auf, unter anderem Fructose. Dies gibt dem Kaffee mehr Süsse und mehr Körper. Anschliessend werden die Kirschen mechanisch geschält.

b) Halbnass
Diese Technik wird in Kolumbien und Mexiko angewendet, um den Wasserverbrauch zu reduzieren. Halbnass produzierter Kaffee ist weniger zeitaufwändig und deshalb ökonomisch interessanter aber die Endqualität des Produktes wird als zweitklassig bewertet.

c) Nass
Drei Viertel der weltweiten Kaffeeproduktion ist Arabica. Die Nass-Verarbeitung wird hauptsächlich bei dieser Sorte angewendet. Dabei quetscht eine Maschine die Haut und das Fruchtfleisch ab, zurück bleibt ein glitschige Pektinschicht. Das dabei verwendete Wasser (bis zu 1200 Liter pro 60 kg Kirschen) hat anschliessend einen hohen Gehalt an Proteinen, schnell fermentierendem Zucker, Säuren und chemischen Giftstoffen. Um Wasser zu sparen, wird das Wasser oft zweimal verwendet was die Konzentration verdoppelt.  Dieses Wasser wird in die bereits belasteten Flüsse geleitet.
Die Bohnen werden anschliessend während rund 24 Stunden in einem Wassertank gelagert, wo die Pektinschicht zu fermentieren beginnt. Dabei entwickeln sich die Aromastoffe. Die Kaffeebohnen werden nun nochmals gewaschen, um sie von der Pektinschicht zu befreien und anschliessend getrocknet.
Das bereits mit Nitraten aus dem Anbau belastete Flusswasser hat zuwenig Sauerstoff, um die hohe Konzentration an Säure aufzubrechen die durch die Fermentation von Zucker und Pektin entstehen. Das Lebenselixir Wasser wird so zur Gefahr für Natur und Mensch.


Es wurden grosse Fortschritte erzielt, um die Waschanlagen sparsamer zu machen. Das ist lobenswert. Bei der Verarbeitung ist aber nicht die Wassermenge das Problem sondern die Belastung, bzw. das Einleiten der meist gar nicht oder nur bedingt gereinigten Abwasser in die Flüsse.

Warum aber wird Kaffee vor allem im Nassverfahren verarbeitet? Der Hauptgrund liegt in der Meinung, dass die Qualität und der Reichtum an Aromastoffen nur durch die Nassgärung optimal entwickelt werden kann. Dazu Ben Corey-Moran, Präsident des Spezialitäten Kaffee-Pioniers Thanksgiving Coffee und Gewinner des 2012 SCAA Sustainability Award: "Im Endeffekt ist die Industrie nicht wirklich sicher, warum sie auf gewaschenem Kaffee insistiert". Je länger je mehr gehen die Meinungen darüber auseinander, ob gewaschener Kaffee wirklich besser ist. Aber in der Zwischenzeit hat man in die Maschinenparks investiert und diese müssen rentabilisiert werden.

Im weiteren stellt sich auch die Frage nach der Wasser-Gerechtigkeit. Ist es richtig dass wir, um Kaffee trinken zu können, das kostbare Gut Wasser in meist armen Ländern verbrauchen und verschmutzen?

Was tun? Auf Kaffee verzichten? Es gibt Alternativen. Kaffa Wildkaffee, um ein Beispiel zu nennen, wird im Regenwald gepflückt und nicht auf Plantagen angebaut und er wird nicht gewaschen sondern an der Sonne getrocknet. Der Wasser-Fussabruck von Kaffa Wildkaffe ist praktisch null Liter für eine Tasse Kaffee. Nicht schlecht, oder?




Quellen:
Coffe wastwater  - wikipedia
Companies must address water use in coffee production - The Guardian
The impact of coffee processing on river water in ethiopia - The specialty coffee chronicle
Reconceptualizing the water in your coffee - CRS Coffeelands Blog
We underestimated water - dito
Industry leaders urge action on water in the coffeelands - dito
A long overdue report on some coffee fermentation experiments - Dymaxion. Peter Giuliano's Coffee Blog

1 Kommentar:

  1. hier ein spannender Beitrag zur Problematik des Honigwassers:

    http://www.brandeins.de/wissen/kaffee-in-zahlen/kaffee-in-zahlen-2014/nie-wieder-honigwasser.html

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