Freitag, 31. Oktober 2014

Anleitung zum Entspannen

Kein Wort weckt so viel Emotionen wie Kaffee. Nicht einmal Wein, ein meist recht emotionsgeladenes Thema, vor allem bei Männern. Kaffee hat einfach mehr. Mehr von Aromen (chemisch bewiesen),  mehr Anwendungsmöglichkeiten (kulinarisch bewiesen) und, wie soll man sagen, nicht Klasse aber ... einfach mehr Genusspotential (nachfolgend bewiesen). Ganz sicher auch deshalb, weil Kaffee der Seele meist schon beim Aufstehen warme Streicheleinheiten verleiht, eine Tatsache die zum Beispiel beim Wein eher weniger gewünscht wird. Der betörende Duft begleitet uns anschliessend durch den ganzen Tag. Vom Kaffee beim Computer anstellen über den Capuccino beim Zeitunglesen zum kleinen Schwarzen in der Znünipause. Und am Nachmittag vom Espresso nach dem Mittagessen über Kaffee und Kuchen um vier Uhr zum Café complet vor der Tagesschau.

http://www.solothurnerzeitung.ch/leben/kaffee-genuss-auf-den-geschmack-gebracht-127408679

Kaffee-Genuss: Auf den Geschmack gebracht

Kaffeeemotionen sind eigentlich immer mit Genuss verbunden. Genuss, so lehrt uns Wikipedia, ist eine positive Sinnesempfindung, die mit körperlichem und/oder geistigem Wohlbehagen verbunden ist. Beim Genießen wird mindestens ein Sinnesorgan erregt. In etwa lassen sich kulinarische Genüsse als Bestandteil der Ess- und Trinkkultur, geistige Genüsse wie das Hören von Musik oder das Lesen interessanter Lektüre sowie den körperlichen Genuss, zum Beispiel als Teil der Sexualität oder bei einer Massage unterscheiden. Am häufigsten wird der Begriff im Zusammenhang mit Essen und Trinken verwendet, aber auch mit dem Konsum von Tabak. Allgemein gelten Kaffee, Tee, Schokolade, Kakao, Tabakwaren und alkoholische Getränke als Genussmittel, bei denen psychotrope Substanzen mehr oder weniger stark am Zustandekommen des Genusserlebnisses beteiligt sind. Der kulinarische Genießer wird oft als Feinschmecker oder Gourmet bezeichnet.

Was als Genuss empfunden wird, ist subjektiv und damit individuell unterschiedlich. Voraussetzung ist die Genussfähigkeit. Dem Bejahen des Genusses durch den Genießer steht die Lebenshaltung der Askese entgegen, bei der es um Verzicht geht und Genuss gezielt vermieden wird. Obgleich der Genuss individuell erlebt wird, kann man dennoch kulturelle und soziale Unterschiede feststellen. Epikur gilt als Begründer einer Philosophie des Genusses, des Epikureismus, dessen Lebensziel ein „lustvolles Leben“ war. Das Genuss auch Entspannung bedeutet wollen wir mit nachfolgender Anleitung zum Entspannen beweisen. Schliessen Sie die Augen und stellen Sie sich vor:


Das Feuer im Kamin knistert. Aus der weissen Tasse feinsten Wildkaffees steigen kleine, sich drehende Dampfsäulen und lösen sich langsam auf. Ich geniesse die rauchige, hypnotische Stimme von Leonard Cohens Different Sides, das Orgeln der Hammond und den samtweichen Chor. Neben dem Kaffee, auf dem Beistelltischchen aus heimischem Nussholz dessen Farbe wunderbar mit dem cognacfarbenen Ledersofa harmoniert, liegt meine Lieblingszeitung. Soeben legte ich sie beiseite, um ein wenig über den letzten Artikel "Die Schweiz am Ende - Am Ende die Schweiz" zu sinnieren. So entspanne ich mich.

Pulverschnee stäubt davon. In langen Schwüngen gleite ich durch den unberührten Tiefschnee. Über mir wölbt sich ein stahlblauer Himmel. Sonnenstrahlen funkeln wie tausend Diamanten im Neuschnee. Ein Hochgefühl zerreisst fasst mein Herz. Ich könnte Bäume ausreissen und die ganze Welt umarmen. Wenig später sitze ich auf einer rustikalen Holzbank an der Sonne, vor mir ein halbvolles Glas Kaffee Schnaps, dessen erste Hälfte noch wohlig im Hals brennt. Ich bin erschöpft aber glücklich. So entspanne ich  mich.


Regen tropft von den Bäumen. Lange Nebelschwaden kriechen über die Bergrücken. Der Waldboden verströmt einen herben Geruch. Unsere Schritte sind auf dem federnden Moos kaum zu hören. Buntes Herbstlaub schmückt die Bäume. Hand in Hand laufen wir durch den Wald. Reden über Weltbewegendes, über Nebensächliches. Plötzlich entdecken wir weiter vorne ein Rudel Rehe. Sie äsen genüsslich auf in einer kleinen Lichtung. Wir bleiben Stehen. Stille. Nur das unaufhörliche Tropfen des Regens. Ein Reh hebt den Kopf, wittert, schaut in unsere Richtung. Aufgeschreckt verschwinden sie im Wald. Von weit her hören wir den krächzenden Schrei eines Raben. So entspanne ich mich.


Vor mir steht dampfend ein Teller Spaghetti. Links und rechts von mir wird geschwatzt. Eines dieser beliebten Spaghetti-Essen im Freundeskreis, wir sind ja noch jung. Wir diskutieren über Autos, Frauen, Filme, Musik und vieles andere. Rubinrot funkelt der Wein im Glas. Soeben trägt jemand die Sauce und den Salat auf. Wir reden, lachen, schnuppern und geniessen. Ferrarirot wälzt sich die Tomatensauce wie flüssige Lava über den Spaghettiberg. Herrlich hebt sich der würzige Duft von Oregano ab. Auch Rosmarin errieche ich. Das Ganze gipfelt in einem fröhlichen Hauch von Knoblauch. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. So entspanne ich mich.


Ich sitze am Küchentisch und kann mich nicht entscheiden. Neben dem mattweiss leuchtenden Bildschirm des Laptops liegen zwei offene Kochbücher. Soll ich die Kürbislasagne mit Rehsugo aus dem soeben erschienenen, wunderschönen Slow-Kochbuch zu Tisch. machen oder doch eher das Kürbis-Risotto mit Artischocken und Ziegenfrischkäse aus der annabelle? Oder dann doch die Kürbisgnocchi aus dem bereits vorgestellten Kochbuch Italien vegetarisch. Jeden Tag die gleiche Frage: Was soll ich bloss kochen? Hach, mann - und frau! - hat es nicht einfach ... Ich glaub, ich genehmige mir eine kleine, feine Tasse köstlich duftenden Espressos. So entspanne ich mich. Und da fällt mir nämlich gleich noch ein, dass es jetzt ja diese neue Website gibt: waskochen.ch. Toll! Ich stöbere ein bisschen rum und entscheide mich dann ... meinen Schatz ins Injera zu entführen, das ist dieses äthiopische Restaurant in Bern wo man die typischen, leckeren Teigfladen bekommt. So entspanne ich mich.


Übrigens sind diese Injera-Teigfladen gerade in aller Munde (sozusagen) weil es nämlich eine wirklich intelligente Lösung gibt, wie die äthiopischen Frauen weniger Holz schleppen und weniger im Rauch stehen müssen und dabei erst noch mehr Geld verdienen können. Dieses kleine Wunderding heisst Kaffakocher und wir unterstützen das Crowdfundingprojekt aus ganzen Herzen. Sie auch?

Und, Sie haben Recht, in der Anleitung zum Entspannen gab es einmal keinen Kaffee und einmal nur Wein (obwohl wir sicher sind, dass es nach dem Spaghetti-Essen sicher einen Kaffee gab, aber das steht auf einem anderen Blatt geschrieben) ... Aber, konnten wir Sie überzeugen, dass Kaffee voller Leidenschaft steckt, voller Emotionen, voll auch von körperlichem und/oder geistigem Wohlbehagen? Was geht Ihnen durch den Kopf beim Wort Kaffee? Wie, wann und wo entspannen Sie sich? Schreiben Sie uns, wir freuen uns auf Ihre Kommentare.


P.S.: Entspannen können Sie sich übrigens auch bei einem Bummel am Salon Suisse des Goûts et Terroirs in Bulle der dieses Wochenende stattfindet. Und wenn Sie genug haben, kommen Sie einfach zu uns in den ersten Stock (Stand Nr. 163) und geniessen Sie einen herrlich duftenden Kaffa Wildkaffee.

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