Mittwoch, 10. Dezember 2014

Azzurro - ein kleines Stück Himmel auf Erden

Es ist einer dieser kalten Unten-Grau-oben-Blau-Tage wie es ihn in Zürich gefühlte 360 Tage im Winter gibt. Wir sind unterwegs im Kreis 6 auf der Suche nach einem kleinen Stück (blauen) Himmel auf Erden, da stolpern wir über einen fröhlichen Mann der gerade sein Open Air-Stübli fertig eingerichtet hat, an dem er jeweils Donnerstags Raclette und Glühwein serviert. Herz und Seele Wärmendes für jeden frierenden Fussgänger. Hinter dem Stand ein Open Air-Kafi und gleich daneben ... der Eingang ins Azzurro, ein kleines Stück Himmel auf Erden.

Über der Tür, die wir aufstossen, steht "BallyMasera AG Identity Branding". Neunundzwanzig Jahre lang lag hinter der Glastür der Empfangsraum dieser Kommunikationsagentur. Vor gut einem Jahr hat Diego Bally, der fröhliche Mann, eine Leidenschaft zum zweiten Beruf gemacht und hier ein kleines Stück Paradies geschaffen. Links der Take Away mit handgemachter Bio-Urdinkel-Focaccia, 16 verschiedenen hausgemachten Suppen, Tappas und Salaten. All das so oft wie möglich aus artisanaler Produktion und von persönlich bekannten Lieferanten, so zum Beispiel feinste ökologische Delikatessen von Patrick Marxers Das Pure oder der transparenten Bio-Metzgerei Stettler. Und wer es lieber vegetarisch oder gar vegan mag, kommt hier ebenfalls voll auf den Genuss. Dass Bally höchsten Wert auf traditionsreiche Produktion und nachhaltige Landwirtschaft legt, sieht man den Produkten an und verkauft wird, was dem Chef schmeckt.

Die Suppen werden übrigens im Weck-Glas sterilisert und mit Depot verkauft. Die Leute bringen das Glas zurück und so wird Verpackung gespart. Bei unserem Besuch lobte eine Kundin die Piffpaffpuff-Suppe in höchsten Tönen und Diego Bally meinte bescheiden, diese Suppe sei das mit Abstand meist verkaufte Produkt. Wir konnten deshalb nicht wiederstehen und haben gleich ein Testglas der Kartoffel/Spinat-Suppe gekauft. Dazu gesellte sich ein Glas Rotkraut/Marroni-Suppe mit dem sinnigen Namen Purple Jane.

Rechts vom Eingang ein ziemlich massiver Holztisch, vollbepackt mit Köstlichkeiten wie kaltgepresstem, griechischem Olivenöl von Jacques Varrin, einem Neuenburger Musikprofessor der zwischen Kreta und Zürich pendelt, feinsten Essigen, Gewürzmischungen aus aller Herren Länder, Pasta, bei der einem schon beim blossen Anblick das Wasser im Mund zusammen läuft, Schokolade und ... Kaffa Wildkaffee, natürlich. Hinter dem Tisch die Wand voll mit Weinen und Spirituosen wie zum Beispiel einen Blutorangengeist, sortenreinen Grappe oder den Tschinn von Ruedi Käser mit Wacholderbeeren aus der Toscana, Fricktaler Kirschblüten und handgemalter Etikette.

Ein feiner Delikatessenladen mit Take away, den die Bewohner des Quartiers bereits ins Herz geschlossen haben. Bauarbeiter kommen her, um ihren Frühstückskaffee zu trinken, Geschäftsherren treffen sich regelmässig im Open Air Kafi zu Besprechungen und wenn es mal schnell gehen muss holt sich die Hausfrau von nebenan eine Suppe und ein fantastisches, frisch gemachtes Panini mit Salat. Das an der Weinbergstrasse liegende Stück Paradies ist leicht mit dem 7er oder dem 15er-Tram zu erreichen. Wenn man es eilig hat steigt man am besten an der Ottiker Strasse aus, ansonsten auch etwas höher und schlendert bergab durch das schöne Oberstrass-Quartier. Früher war das einzige Paradies im Kreis 6 Patrizia Fontanas Italienischer Delikatessenladen. Mit dem Azzurro gibt es heute ganz sicher ein zweites Stück Himmel auf Erden. Sogar zwei Engel wirken dort, denn Ballys charmante Töchter helfen tatkräftig mit und bringen Glanz und Gloria in diesen aussergewöhnlichen und leckeren Empfangsraum einer Kommunikationsagentur.

P.S.: Die Piffpaffpuff-Suppe war übrigens wirklich sensationell gut. Und die Purple Jane? Himmlisch!


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