Freitag, 5. Dezember 2014

Wildkaffee-Produktionsabfälle schützen den Regenwald

Dass Wildkaffee mit Abstand der ökologischste Kaffee ist den es überhaupt gibt, ist in der Zwischenzeit allgemein anerkannt (siehe auch "Wie nachhaltig ist Kaffee eigentlich?"). Und im Gegensatz zum Plantagenkaffee schützt der Kaffee aus Wildsammlung auch gleich noch den fürs Klima und die Biodiversität wichtigen tropischen Regenwald. Jetzt endlich sollen auch die Produktionsabfälle zum Waldschutz beitragen. Durch die Herstellung von Biokohle, die auch als Dünger eingesetzt werden kann soll der Naturkreislauf gänzlich geschlossen werden.

So verschwenderisch die Natur auch sein mag, Abfälle kennt sie nicht. Alles was nicht mehr gebraucht wird stirbt und dient als Nahrung für andere Organismen. Beim Schälen der sonnengetrockneten Kaffeekirschen jedoch fallen jährlich 500 Tonnen Abfälle an – die ungenutzt verrotten. Was tun damit? Seit September entwickelt die Arbeitsgemeinschaft mit der Schweizer Initiative „Bonnepomme“ und weiteren Partnern wie "GEO schützt den Regenwald" spezielle Kochöfen, die mittels Pyrolyse die schwer brennbaren Abfälle nutzen. Dabei wird der Brennprozess so gesteuert, dass aus den Schalen stammendes Gas verbrennt, während das Pflanzenmaterial selbst verkohlt. Die Kohle kann wieder zum Kochen oder als Dünger genutzt werden.

Im vom Weinhändler Delinat gegründeten Ithaka Institut im Wallis wird seit mehreren Jahren an der Pflanzenkohle geforscht, mit äusserst vielversprechenden Resultaten. Pflanzenkohle mag einer der ältesten Bodenverbesserer der Menschheitsgeschichte sein, in der Wissenschaftsgeschichte jedoch ist die Erforschung der Pflanzenkohle einer der jüngsten Fachbereiche. In den letzten fünf Jahren hat dieser Forschungsbereich allerdings eine so hoch dynamische Entwicklung genommen, dass derzeit geradezu wöchentlich neue Erkenntnisse veröffentlicht werden. Besonders große Hoffnungen verknüpfen sich mit dem Einsatz der Pflanzenkohle als landwirtschaftlichen Bodenverbesserer.

Hans-Peter Schmidt, Leiter des Instituts,  nennt 55 (!) Anwendungsgebiete für Pflanzenkohle. So kann die Pflanzenkohle ins Tierfutter und unter die Einstreu gemischt werden. Der daraus gewonnene Mist bringt dann auch die besten Resultate als Bodenverbesserer. Höhere Produktivität und stärkere, gegen Krankheiten und Schädlinge resistentere Pflanzen sind die Folge. Negative Folgen gibt es, ausser bei falscher Anwendung, keine.

Ingenieur Stephan Gutzwiller hat in Haiti einen Lowtech-Pyrolysekocher mit entwickelt. Nun tüftelt er mit äthiopischen Experten an Varianten des „Kaffa-Kochers“: einem „normalen“ Typ sowie einem speziellen für die Zubereitung der Nationalspeise Injera, großen Sauerteigfladen. Nadine Guthapfel von Bonnepomme ist diese Woche mit dem ersten Prototypen nach Ähtiopien gereist um ihn vor Ort zu testen und mit lokalen Handwerkern und lokalen Materialien nachzubauen. Sind die Prototypen ausgereift, sollen die Öfen dann auch von lokalen Produzenten produziert und verkauft werden. So entstehen Arbeitsplätze. Die bei der Pyrolyse der Kaffeeschalen entstehenden Abgase werden als Kochenergie benutzt und die produzierte Pflanzenkohle wird in den Naturkreislauf zurückgeführt.

Maria Müller, Geschäftsleiterin von Original Food, ist begeistert von diesem Projekt sind ihr doch die teilweise vor sich hin mottenden Kaffeeabfallberge schon länger ein Dorn im Auge. Sie unterstützt deshalb dieses Projekt von ganzen Kräften, nicht nur, weil so der ökologischste Kaffee den es gibt noch ökologischer wird, sondern vor allem hat es ihr der Naturkreislauf angetan. Die Natur beschenkt uns mit wildem Kaffee, wir geben der Natur statt Abfall wertvolle Pflanzenkohle zurück. Ein kleines Dankeschön.

http://www.kaffakocher.ch
Noch ist das Ziel aber nicht erreicht. Wie immer braucht auch diese Idee finanzielle Mittel. Heute fehlen noch CHF 15'000.- damit das Projekt erfolgreich lanciert werden kann. Die Arbeitsgemeinschaft hat deshalb einen Crowdfundingaktion gestartet die speziell am heutigen Kaffakocher-Tag von vielen Bioläden unterstütz wird, 50% ihres Tagesumsatzes an Kaffa-Produkten gehen als Spende an das Projekt. Machen auch Sie mit, jede Spende zählt. Ein herzliches Dankeschön auch Ihnen schon im voraus.

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