Donnerstag, 10. September 2015

Kaffee in seiner schönsten Form

Was wäre ein Ferrari-Motor ohne atemberaubende Karosserie? Was wäre ein Geschenk ohne liebevolle Verpackung? Was wäre ein Apfelkern ohne Apfel? Und was wäre ein Espresso ohne stilvolle Tasse? Es soll Leute geben, die trinken Wein aus der Bag-in-Box. Und es gibt Leute, die nur Wert auf innere Werte legen. Aber! Nicht nur isst das Auge mit, Schönheit, behaupten wir, beseelt auch den Geist. Warum sonst kann das Bestaunen einer Apfelblüte, eines Sonnenuntergangs (oder eines Ferraris) so beglückend sein? Der englische Essayist William Hazlitt sagte mal "Stil ist der äussere Ausdruck einer inneren Harmonie der Seele" und Stil hat man, oder man hat ihn nicht. Champagner aus Plastik-Flûtes zu nippen, ist eher weniger stilvoll. Espresso aus einer schönen Tasse zu geniessen, vielleicht etwas mehr.

KAFFEE FORM.
Seit über zwanzig Jahren sammeln wir Espresso-Tassen. Stil gibt es in unvorstellbaren Farben, Formen und Materialien. Das ist dann eben Geschmackssache. Das neuste Stück in unserer Sammlung möchten wir Ihnen ganz speziell vorstellen, denn für einmal ist die Tasse nicht aus Porzellan und auch nicht aus Glas sondern aus ... Kaffeesatz. Was machen Sie mit Kaffeesatz? Blumen düngen? Haare waschen oder das Cheminée reinigen? Julian Lechner, deutscher Designer, hat sich ebenfalls Gedanken gemacht und ist auf die geniale Idee gekommen, mit Kaffeesatz und karamellisiertem Zucker eine Tasse zu giessen. Lange hält diese Tasse zwar nicht, rund zwanzigmal kann man daraus trinken, dann hat sie sich so weit aufgelöst, dass man die Reste noch knabbern oder aber auf dem Kompost entsorgen kann. Lechner fand das ein bisschen mühsam und hat weitergetüftelt. Herausgekommen ist eine Tasse aus Kaffeesatz, natürlichem Leim und kleinen Holzteilchen aus nachhaltigen Quellen. Damit ist die Tasse nicht mehr essbar, dafür bruchfest, spülmaschinentauglich und immer noch zu 100% aus erneuerbaren Rohstoffen. Eine besonders stilvolle Art, Kaffeesatz wiederzuverwerten, finden wir. Kaufen kann man diese Kaffeetassen (!) direkt bei Kaffee Form.


Angefangen hat unsere Leidenschaft des Espressotassensammelns in Siena. Wir waren jung und wild und verbrachten wohl unsere ersten Ferien ohne Eltern. Stilvoll, nicht wie die Touristen auf der Piazza del Campo, gingen wir in eine Kaffeebar in einer Seitenstrasse und genossen unsere Freiheit bei einem selten so gut schmeckenden Espresso. Der Moment war einfach grossartig und wir mussten ihn irgendwie festhalten. Ganz und gar nicht stilvoll packten wir einfach die Tasse ein. Liebe Leserin, lieber Leser, das war das erste und das letzte Mal, das wir eine Tasse stibitzt haben. Alle anderen Tassen aus unserer Sammlung haben wir entweder gekauft oder sie wurden uns grosszügigerweise offeriert oder auch von Freunden und Familienangehörigen geschenkt. Einen Teil davon stellen wir Ihnen nachfolgend gerne vor.


Hier eine Tasse aus dem Café Aquarium, welches nach 50 Betriebsjahren am Zürcher Limmatquai 2008 schliessen musste.


Diese Tasse stammt aus dem Laboratorio Caffè ORSO in Turin, über welches wir hier berichtet haben.


Und auch über Barcelonas wunderbares, bald 100-jähriges Kaffeegeschäft Cafés el Magnifico haben wir geschrieben.


Dann kommt eine ganze Serie dünner, oft handgemalter Porzellantassen aus Deutschland und Frankreich aus verschiedenen Epochen, die wir auf unzähligen Trödlermärkten gefunden haben. Diese hier oben zum Beispiel mit echtem Kobalt.







Ob Vergangenheit oder Neuzeit, die Henkel sind phantasievoll geblieben und auch handgemalte Tassen gibt es immer noch.




Natürlich dürfen in unserer Auswahl auch die Gold/Platin-Paare nicht fehlen, das erste gar mit eingelassenem Diamanten. Leider sind unsere Finger zu klein, um die Tasse gleich als Ring zu benützen ...




In der Glasserie haben wir bisher nicht sehr viel originelle gefunden. Das macht auch nichts, denn einer der Vorteile des Glases ist, dass man den Kaffee sehr schön sieht.



Mit Abstand die stilvollste Espresso-Tasse ist und bleibt aber diese hier, oder? Klassisch, perfekt, Kaffa. Möchten Sie auch gerne so eine Tasse in Ihrer Sammlung? Schreiben Sie uns doch. Oder haben Sie bereits eine Lieblingstasse? Senden Sie uns ein Bild davon, vielleicht gibt's sogar eine Geschichte dazu. Wir sind gespannt!


Vielleicht fragen Sie sich, was denn die Schleifmaschine auf den Bildern soll? Nun, wir waren gerade am Abschleifen des Küchentischs als uns unser Fotograf zur Kaffeepause einlud. Die Pause hat dann ein bisschen länger gedauert als wir dachten, aber das war kein Problem, die Sonne schien und der Kaffee schmeckte wunderbar.

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