Donnerstag, 23. April 2015

Die universelle Lösung für alle Probleme

Wie unterschiedlich die Probleme der Welt auch ausfallen mögen, seit einiger Zeit gibt es ein Wort welches dank seiner Ausstrahlungskraft den Eindruck vermittelt, oder vermitteln soll, hier wird an einer konstruktiven Lösung gearbeitet: das Café. Kaffee als Allzweckheilmittel, als Wunderwaffe gegen gesellschaftliche Ohnmächtigkeit? Das Café als kleinster gemeinsamer Nenner? Ein Ort, an dem zwanglos über Gott und die Welt geplaudert werden kann, an dem mit grossen Worten und kleinen Taten konkret die Probleme unseres Planeten angegangen werden? Machen Sie sich selbst ein Bild ... wir stellen Ihnen nachfolgend ein paar dieser ganz speziellen "Cafés" vor.



Repair Café
Die Stiftung für Konsumentenschutz hat der von der niederländischen Umweltjournalistin Martine Postma stammende Idee des Repair Café in der Schweiz eine Plattform gegeben.
Dabei handelt es sich um ehrenamtliche Treffen, an die Besucher defekte Produkte von zuhause mitbringen und mit anderen oder auch alleine reparieren. Vor Ort geben ehrenamtliche Reparaturexperten Rat und helfen beim Reparieren mit. Werkzeuge können von den Besuchern kostenlos genutzt werden und gängige Ersatzteile können vor Ort gekauft werden. Zum Beispiel zum Reparieren von Kleidern, Möbeln, elektrischen Geräten, Fahrrädern, Spielzeug und vielem mehr. Eine Reparaturgarantie ist jedoch nicht möglich, jegliche Haftung wird aufgrund des ehrenamtlichen Charakters der Repair Cafés abgelehnt.
Repair Cafés bieten die Möglichkeit, konkret etwas gegen den Ressourcenverschleiss und die wachsenden Abfallberge zu unternehmen. Ganz nebenbei wird das Portemonnaie geschont, man trifft neue Leute und kann sich bei Kaffee und Kuchen unterhalten. Zudem verleihen Repair Cafés der Kultur des Reparierens neuen Auftrieb und machen Spass. Das scheint die doch schon erstaunlich grosse Anzahl an Repair Cafés zu beweisen.


World Café
Das World Café ist eine von den US-amerikanischen Unternehmensberatern Juanita Brown und David Isaacs entwickelte Workshop-Methode dessen Zweck es ist, die Art und Weise zu verändern, wie Bürgerinnen und Bürger sich engagieren und verantwortlich fühlen für die wichtigen sozialen Herausforderungen, vor denen wir stehen. Sie ist geeignet für Gruppengrößen ab 12 und für bis zu 2000 Teilnehmern.
Mit einem World Café eröffnen die Einladenden den Gästen mit relativ wenig Aufwand und professioneller Anleitung einen sicheren Raum, um die verschiedenen Sichtweisen auf – und verschiedene Herangehensweisen an ein Thema voneinander kennenzulernen, Muster zu entdecken und Ziele und Zusammenhänge zu erkennen, neue Umgangsformen kennenzulernen, kooperativ zu werden, genau hinzuhören, zu hinterfragen und so gemeinsam Probleme aufzulösen.
Ein World Café dauert etwa 45 Minuten bis drei Stunden. Die Teilnehmer sitzen im Raum verteilt an Tischen mit vier bis acht Personen. Die Tische sind mit weißen, beschreibbaren Papiertischdecken und Stiften bzw. Markern belegt. Ein Moderator pro Tisch führt als Gastgeber zu Beginn in die Arbeitsweise ein, erläutert den Ablauf und weist auf die Verhaltensregeln, die Café-Etikette, hin.
Im Verlauf werden zwei oder drei unterschiedliche Fragen in aufeinander folgenden Gesprächsrunden von 15 bis 30 Minuten an allen Tischen bearbeitet. Zwischen den Gesprächsrunden mischen sich die Gruppen neu. Nur die Gastgeber bleiben die ganze Zeit über an einem Tisch: Sie begrüßen neue Gäste, resümieren kurz das vorhergehende Gespräch und bringen den Diskurs erneut in Gang. Das World Café schließt mit einer Reflexionsphase ab. An so einem World Café teilzunehmen ist eine sehr bereichernde Erfahrung.



Café décroissance
Am Anfang stand die vom französischen Bauern und Philosophen Pierre Rabhi entwickelte, sich einer immer grösseren Beliebtheit erfreuende Idee der glücklichen Genügsamkeit. Dass die heutige Wirtschaft unter Wachstumszwang steht ist offenkundig. Die Ausbeutung von Mensch und Natur nimmt dramatisch zu, der Wachstumszwang führt zu einer zunehmenden Beschleunigung von Produktion, Konsum und zu einer Entfremdung der Menschen gegenüber sich selbst, der Gesellschaft als Ganzes und der Umwelt. Die Zerstörung der natürlichen Grundlagen und der Klimawandel machen sich zunehmend bemerkbar. Gleichzeitig verschlechtern sich für immer mehr Menschen die gesundheitliche Situation, der Zugang zu Nahrung und Bildung, sowie Lebensqualität und Lebenszufriedenheit. Es vermindern sich die Entfaltungsmöglichkeiten, die Qualität der sozialen Beziehungen, die kulturelle Vielfalt und es schwinden die Chancen für politische Stabilität und Frieden. Stetes Wachstum ist nur durch wachsenden Ressourcenverbrauch möglich, welchem jedoch ein endliches Vorkommen an natürlichen Ressourcen gegenübersteht. Unendliches Wachstum ist demnach unmöglich; trotzdem werden dem Erhalt der Wachstumswirtschaft weltweit alles und alle untergeordnet. Die Folgen sind verheerend: parallel zur Wirtschaft wachsen auch die Ungleichheit, die Ungerechtigkeit, das Gefälle zwischen arm und reich und zwischen den Ländern des Nordens und den Ländern des Südens.
An den Cafés décroissance in Bern, Basel und Lausanne werden Alternativen zum Wachstum diskutiert, so zum Beispiel am Samstag 25. April in Bern die Initiative "Velafrica - Wie Velos verbinden und Perspektiven schaffen".




Café Happylab
Zurzeit existieren die monatlich stattfindenen Café Happylab nur in Frankreich. Jeden ersten Sonntag im Monat werden dort in verschiedenen Städten Diskussionsrunden rund ums Thema Glück organisiert. Dabei stellt jemand seine persönliche Methode zum Glücklich sein, ein glücklich machendes Buch oder einen speziellen Lebenslauf vor. Die Cafés Happylab sind eine Gelegenheit neue Menschen kennen zu lernen und (andere) Möglichkeiten des Glücklichseins zu entdecken. Der Eintritt ist frei, lediglich der Kaffe, die heisse Schokolade oder das Stück Kuchen, welches man aus Anstand gegenüber dem Cafébetreiber - aber auch aus purer Lust -  konsumiert, ist zu bezahlen. Zufrieden und mit einem Lächeln im Gesicht gehen die Leute nachher wieder nach Hause.
Vom Freitag 05. bis Sonntag 07. Juni findet in Lausanne das Festival de la Terre statt, an dem wir mit einem Kaffa-Stand teilnehmen werden. Im Rahmen des Festivals lädt Joanna Quélen, Erfinderin des Café Happylab, am 06. Juni zum ersten Café Happylab der Schweiz ein.


Und es gibt noch viele weitere Cafés über die wir berichten könnten, so zum Beispiel das Café philo, eine Sendung auf RTS 1, in der in drei Minuten ein gesellschaftliches Phänomen abgehandelt wird oder das Café sciènces der Universität Freiburg, wo in einer lockeren Gesprächsrunde aktuelle wissenschaftliche oder technologische Fragen in für den Laien verständlicher Sprache diskutiert werden.


Es scheint, dass das Wort Café eine neue (alte) Bedeutung erhält. Wie die NZZ gerade in der gestrigen Ausgabe wunderschön schreibt, waren schon um die vorletzte Jahrhundertwende Kaffeehäuser ein gesellschaftlicher Treffpunkt, wo man hinging, um zu debattieren, wo ein reger Gedankenaustausch stattfand. All diese neuen Cafés sind Orte wo, vielleicht bei einer Tasse Kaffee, miteinander geredet wird, wo ein echter Austausch stattfindet und wo mit kleinen Taten konkret die Probleme unseres Planeten angegangen werden.

Wir freuen uns sehr, weckt das Wort Café eine solche Magie. Wir wünschen uns noch ganz viele solcher Cafés. Und vielleicht haben Sie ja Lust selber ein Repair Café oder ein Café Happylab zu organisieren. Wenn Ihnen nur noch der Kaffee dazu fehlt, fragen Sie uns. Wir sind gerne bereit gute Ideen zu unstertützen.


Quellen:
- Wikipedia
- aufgeführte Links

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