Mittwoch, 3. Juni 2015

Auf Artvenvielfalt-Entdeckungstour in der Naturstation Silberweide

Wunderbare Biodiversität gilt es nicht nur in Äthiopiens Regenwäldern zu retten, auch hier bei uns in der Schweiz muss die Natur vom nimmersatten Übergriff des Menschen geschützt werden. So entschieden sich 1997 die sieben Gemeinden rund um den Greifensee im Zürcher Oberland eine Stiftung zu gründen mit dem Zweck, die Greifensee-Landschaft für Mensch und Natur zu erhalten. Das Greifensee-Schutzgebiet mit seinen 21km2 umfasst aber nicht bloss die Seefläche und Ufer sondern auch Kulturland und Waldflächen. Im Vergleich zu den Pfaden in unmittelbarer Ufernähe werden die anderen Wege aber selten begangen. Damit erhalten sie den Status eines echten Geheimtipps für Leute, welche gerne einmal etwas Neues entdecken und dem Besucherstrom an schönen Tagen ausweichen wollen. Vor zehn Jahren wurde die Naturstation Silberweide gebaut, das Besucherzentrum des Naturschutzgebietes rund um den Greifensee, welches heute jährlich über 11'000 Besucher empfängt. Auch diese liegt etwas abseits und ist eine Entdeckung wert.


Nathalie Séchaud, die charmante Leiterin der Naturstation, heisst uns an diesem grau-blauen Montagnachmittag willkommen. Sie erzählt über ihren reichen Arbeitsalltag und das Glück, so nah an und mit der Natur arbeiten zu können. Die Naturstation wird vor allem von Schulklassen besucht, kann aber auch für private Anlässe wie Geburtstage oder Teambildungs-Anlässe von Firmen gebucht werden. Nathalie empfiehlt dazu immer eine Führung, nicht nur um diesen idyllischen Ort besser kennenzulernen sondern um auch die grosse Artenvielfalt direkt erlebbar zu machen. Die Station bietet mit Spielplatz, Grillstelle und neu erstelltem Kiosk, in dem, sollte es mal Katzen hageln, bis zu 20 Leute Platz finden eine zweckvolle und doch grosszügige Infrastruktur.


Das wichtigste an der Naturstation sind aber die 5 Hektaren Magerwiesen, Hoch- und Flachmoore, und der Erlebnispfad der dadurch führt, die Teiche und die Vogelbeobachtungshütte (Hide) sowie der Barfussweg der zur grossen Silberweide führt und Kindern ganz besonders gut gefällt. Hier kann man Biberspuren sehen, Eisvögel beobachten oder sibirische Schwertlilien bewundern während dem im Hintergrund die Frösche quaken und der Storch hoch oben im Baum mit seinem Schnabel klappert. Am Fuss der Silberweide können Gross und Klein mit bereitgelegten Weidenzweigen auf einer dafür vorgesehenen Plattform selbst probieren ein Storchennest zu bauen. Gar nicht so einfach wie sich herausstellt und besonders eindrücklich wenn man bedenkt, dass die Vögel keine Hände zur Verfügung haben sondern dies allein mit dem Schnabel machen.


So gibt es in der Naturstation Silberweid ganz viele Möglichkeiten die Natur zu erfahren und zu beobachten. Die Idee ist, nur ganz wenige Informationen zum Konsumieren zu geben und die Besucher selber entdecken und sich auch selber beschäftigen zu lassen. Sich einfach mal still hinsetzen und schauen, was da alles kreucht und fleucht ist schon sehr eindrücklich. Und für alle, die sich nicht so auskennen bietet die Station hochspannende und lehrreiche Führungen an. Die Silberweid ist ein kleines Paradies. Nathalie und ihre sechsköpfige Crew, die auch von freiwilligen Helfern unterstützt werden, haben alle Hände voll zu tun um dieses zu unterhalten. Hier müssen Raupen frisch gefüttert werden, dort müssen Neophyten (gebietsfremde Pflanzen) entfernt werden, hier muss der Barfussweg in Stand gehalten werden und dort muss das Loch im Pavillon mit frischen Weidenzweigen ausgebessert werden, und das alles in Handarbeit. Dazu kommt die Betreuung der Schulklassen (die hier Naturbildung erhalten), des Kiosks, neue Führungen müssen geplant oder alte angepasst werden und vieles andere.


Bei unserem kurzen Besuch bekommen wir einen kleinen Einblick in einen enorm reichen und bereichernden Ort. Man könnte fast ein ganz Buch über die Station schreiben. Zum Beispiel, über die Ranger die für Information und Aufsicht im ganzen Greifensee-Schutzgebiet zuständig sind oder über die der Stiftung unterstellte Biberfachstelle. Dieses Tier bereitet nämlich nicht nur Freude, dementsprechend ist die Zusammenarbeit mit den Landwirten in der Umgebung verständlicherweise nicht immer einfach. Oder dass alle grösseren Vorhaben, wie an vielen anderen Orten auch, nur dank Spenden möglich sind. So soll zum Beispiel als Nächstes auf dem Spielplatz eine Baumhütte und eine Ritterburg entstehen. Erwähnenswert ist aber auch, dass die meisten Besuche so zwischen einer bis drei Stunden dauern, ein halber Tag aber empfehlenswert wäre. Und nicht vergessen möchten wir auch das Jubiläumsfest 10 Jahre Silberweide welches am Wochenende des 22./23. Augusts stattfindet und die zahlreichen öffentlichen Exkursionen (z.b. "Froschkönig und Verführerin" oder "Auf den Spuren des Bibers"), Workshops ("Flechten mit Weiden" oder "Naturfotografie vom Feinsten") Kurse ("Wildkräuter finden und geniessen" oder "Heimische Heilpflanzen") und Erzählnachmittage mit Märchen aus der Natur.



Es ist wirklich eindrücklich, was die Naturstation Silberweide, in Zusammenarbeit mit der Greifensee-Stiftung anbietet und auf die Beine gestellt hat. Wir können allen unseren LeserInnen, ob jung oder alt, ob mit Familie, Gruppe oder Verein, einen Besuch wärmstens empfehlen, am besten einen geführten. Nehmen Sie sich Zeit, lasssen Sie sich von der kostbaren Vielfalt der Natur überwältigen und geniessen Sie am Kiosk eine feine Tasse Kaffa Wildkaffee oder, kleiner Geheimtipp, kaufen Sie einen dieser wunderschönen Mehrjahreskalender. Die Silberweide ist jeweils Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag von 10 - 18 Uhr auch ohne Führung für alle Besucher offen.

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