Donnerstag, 21. Mai 2015

Wildkaffee vs Plantagenkaffee, die Fakten

Was genau ist eigentlich Wildkaffee? Die meisten Leute wissen nicht mehr, als dass Wildkaffee ... nun, Wildkaffee wächst wild, oder? Und wie wächst denn anderer Kaffee? Anderer Kaffee wird ... nun ja, angebaut; so wie es zum Beispiel Reis, Erdbeeren oder Spargel in Wildform gibt oder eben als Kulturpflanze. Die Unterschiede zwischen Wildkaffee und angebautem Kaffee, nennen wir ihn der Einfachheit halber Plantagenkaffee, lassen sich aber nicht nur auf die Wachstumsart reduzieren. Gerne geben wir Ihnen nachfolgend einen Einblick in das, was zumindest unseren Wildkaffee von Plantagenkaffee unterscheidet. Die Infografik dient dabei der Übersicht, ausführliches zu den Abschnitten Anbau, Verarbeitung, Röstung und zum Handel folgt nachstehend.

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Anbau
In Äthiopien, der Heimat des Kaffees, unterscheidet man vier verschiedene Anbauarten. Da gibt es den Forest-Coffee mit lediglich 5% Anteil an der Gesamternte. Was nicht weiter erstaunt, denn der Ertrag liegt bei verschwindend kleinen 15 kg pro Hektar. Forest-Coffee ist Wildkaffee aus unberührten, geschützten Wäldern. Unser Kaffa Wildkaffee ist Forest-Coffee und stammt zu 100% aus zertifizierter Wildsammlung.
35% der Ernte ist Semi-Forest-Coffee. Das ist ebenfalls Wildkaffee, um die Erträge zu erhöhen wird aber im Wald gezielt eingegriffen. Die Biodiversität wird durch das Lichten von Unterholz oder das Fällen einzelner Bäume beeinträchtigt, der Ertrag kann allerdings so auf durchschnittliche 300 kg pro Hektar erhöht werden.
Der Grossteil der äthiopischen Ernte (50%) ist sogenannter Garden-Coffee, Semi-Forest-Plantation-Coffee, Wald- oder Waldgarten-Kaffee (z.B. bei Coffee Circle). Hier werden Kaffeepflanzen in den Gärten rund um die Bauernhütten gepflanzt. Diese können aus dem nahen Wald stammen oder die Bauern tauschen sich Setzlinge untereinander aus. Typischerweise wird der Kaffee zwischen anderen Saaten oder Fruchtbäumen gepflanzt. Der Ertrag pro Hektar beträgt im Schnitt bereits 450 kg. Oft wird der Garden-Coffee biologisch angebaut.
Die letzten 10% entfallen auf Plantation-Coffee. Das sind intensive Kulturen mit einem Ertrag von bis zu 1200 kg pro Hektar.
Der äthiopische Regenwald bedeckt nur noch knapp 3% der gesamten Landfläche, gegenüber 40% vor rund 50 Jahren. Er ist ein enorm wichtiger Klimaregulator und eines der wichtigesten Reservate der Biodiversität Nordafrikas. Weil der Bedarf an Siedlungs- und Kulturflächen sowie an Brenn- und Bauholz stetig steigt, wird er auch heute noch abgeholzt, wodurch die genetische Vielfalt des Kaffees (über 5'000 Sorten) massiv gefährdet ist. Erst durch den Verkauf von Wildkaffee bekam der Wald einen ökonomischen Wert und wurde schützenswert, die Bauern konnten plötzlich ein Einkommen daraus generieren.
Die letzte Möglichkeit die Regenwälder Äthiopiens zu retten, basiert darauf, den Menschen die dort leben einen wirtschaftlichen Anreiz zu geben, diese zu schützen. Zusammen mit verschiedenen Partnerorganisationen wie "GEO schützt den Regenwald e.V." oder dem deutschen Naturschutzbund NABU arbeitet Originalfood seit zehn Jahren intensiv mit den lokalen Bauernkooperativen, um gemeinsam den Markt für Wildkaffee und weitere Waldprodukte als Einkommensquelle zu erschliessen und damit den Regenwald und die genetische Ressource des Kaffees zu erhalten. Machen Sie mit, schützen auch Sie den äthiopischen Regenwald und trinken Sie Kaffa Wildkaffee.

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Verarbeitung
Die meisten Kaffeekirschen werden nach der Ernte gewaschen, bzw. im Wasser fermentiert. Dies ist eine enorme Belastung für die Gewässer, denn die Abwässer, auch Honigwasser genannt, sind so reich an Fruchtzucker, dass sie die Flüsse überdüngen was zu enormem Algenwuchs und schliesslich zum biologischen Absterben führt.
Wir von Kaffa Wildkaffee nehmen unsere Verantwortung wahr und schützen die Lebensgrundlage Wasser. Uns reicht es, unser eigenes Wasser zu verschmutzen. Wir lassen die Kaffeekirschen deshalb ganz einfach an der Sonne trocknen.
Wer mehr über die enorme Wasserverschwendung erfahren möchte dem empfehlen wir unseren Artikel "140 Liter Wasser für eine Tasse Kaffee? Nicht mit uns ..." und über die Problematik des Honigwassers finden Sie hier einen fundierten Beitrag.

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Röstung/Geschmack
Wirklich guter Kaffee wird heute in der traditionellen Trommel geröstet. Das bedeutet mehr Zeit (und Gewichtsverlust), denn es dauert um die 20 Minuten bis der perfekte Röstgrad erreicht ist. Und da Zeit Geld ist, röstet die Industrie in nur zwei Minuten. Allerdings wird die Säure eben erst durch das langsame Rösten abgebaut, entsprechend sind diese Kaffees viel magenverträglicher und die Aromenvielfalt ist (fast) unendlich. Es gibt auch Plantagenkaffee der in der Trommel geröstet wird, Wildkaffee hingegen wird nie industriell geröstet.

Handel/Preis
Dass unser Kaffee fair gehandelt wird versteht sich, zumindest für uns, von selbst. Ob Fair Trade ein Marketing-Witz ist oder echte Lebenshilfe lesen Sie hier. Die in der Infografik genannten CHF 4.50 beziehen sich auf ein Kilo M-Bugdet-Kaffee. Woher dieser Kaffee kommt können wir leider nicht sagen. Am oberen Ende der Preisskala für äthiopischen Kaffee zahlen Sie bei Coffe Circle für ein Kilo gewaschenen, nicht bio-zertifzierten Garden-Coffee, bzw. "Waldkaffee", wie sie ihn nennen, stolze CHF 55.71. Das Problem bei diesem und generell bei den Garden-Coffees ist, mal abgesehen vom Honigwasser, dass wenn die Verkaufszahlen steigen, der natürliche Wunsch besteht, mehr anzubauen. Und dafür ... muss Regenwald gerodet werden.
Um auf den Preis zurück zu kommen: Johannes Lacker hat in seinem lesenswerten Blog "Kaffi Schopp" einen ausgezeichneten Artikel zum Thema "Billigkaffee" geschrieben. Dem haben wir nichts beizufügen.

Wir finden, den Regenwald zu schützen hat einen Preis. Tiefere Erträge haben einen Preis. Die Sonnentrocknung ist gratis, verlangt aber viel Arbeit und Erfahrung, damit die Kirschen nicht verfaulen. Der faire Handel mit den Bauern hat einen Preis, und auch das langsame Rösten. So gesehen ist Kaffa Wildkaffee deshalb ein Preis-werter Kaffee. Was wir Ihnen gerne schenken, sind teure Marketingkampagnen, denn davon wird der Kaffee nämlich nicht besser ...



Quellenangabe und weiterführende Lektüre:

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